Warum Psychologie?

Neugier, Wissensdurst und Freude am Lernen waren schon immer meine besten und treuesten Lebensbegleiter. Fragen wie «Was ist Wahrnehmung? Wie ist es möglich, dass zwei Menschen, die zum gleichen Zeitpunkt das Gleiche gesehen haben, unterschiedliches erleben und erinnern? Wie funktionieren 3-D-Bilder oder Doppelbilder bzw. was passiert warum diesbezüglich in unserem Gehirn? Was genau ist Intelligenz? Wie lernen wir? Was sind Emotionen? Wofür brauchen wir Beziehungen? Was genau ist Motivation? etc.» haben mich schon als Kind fasziniert. Da liegt es im Grunde nahe, Psychologie zu studieren.

Während meines Psychologiestudiums mit den Schwerpunkten «klinische Psychologie» und «Arbeits- und Organisationspsychologie» an der Universität Heidelberg (Deutschland) habe ich daher auch mehrere Praktika absolviert, um mir einen Einblick in die verschiedenen Praxisbereiche der Psychologie zu verschaffen:

  • im Bereich Personalwesen bei BASF im Bereich Weiterbildung, speziell Führungstrainings (Ludwigshafen, Deutschland)
  • in einem Waisenheim (Cuernavaca, Mexiko)
  • in einer psychologischen Beratungsstelle (Heidelberg, Deutschland)
  • in einer psychiatrischen Klinik (Heidelberg, Deutschland)
  • in einem Forschungsprojekt (Heidelberg, Deutschland)

Aber nicht nur die Psychologie ist aufregend und faszinierend: schon als Kind hat mich die Musik, speziell der klassische Gesang, begeistert und beinahe vom Psychologiestudium abgebracht… Doch letzten Endes habe ich nun beides: die Psychologie als Beruf, und den Gesang als regenerierenden und anregenden Freizeitausgleich.

Warum Psychotherapie?

Der Schritt weiter – vom Psychologiestudium zur Psychotherapieausbildung – hat sich aus der Kombination zweier meiner Grundwerte ergeben: meinem aufrichtigen Respekt, meiner vorurteilsfreien Akzeptanz, und meinem ehrlichen Verständnis gegenüber Menschen einerseits, und meiner zutiefst innewohnenden Bereitschaft zu helfen, zu lehren und zu fördern andererseits.

Während meiner Ausbildung in kognitiver Verhaltenstherapie mit interpersonellem Schwerpunkt in Bern und Zürich hatte ich die Ehre bei Klaus Grawe, Rainer Sachse und Franz Caspar direkt zu lernen. Natürlich gab es zahlreiche weitere geniale und extrem fähige Psychotherapeuten und Ausbilder, welche ich hier aber nicht alle namentlich erwähnen kann. Seit dem 17. Juli 2009 bin ich eidgenössisch anerkannte Psychotherapeutin und habe meine Praxis 2010 im Gebäude des «ökumenischen Rates der Kirchen» (World Council of Churches) eröffnet, wo ich bis heute praktiziere.

Warum Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)?

Einerseits gefällt mir der pragmatische Ansatz und der Fokus auf der Verbesserung der Symptome, und andererseits die behutsame Analyse und das Verständnis des psychologischen Funktionierens, des Denkens und Fühlens einer Person andererseits.

Im Mittelpunkt der kognitiven Therapieverfahren stehen die sogenannten Kognitionen. Kognitionen umfassen Einstellungen, Gedanken, Bewertungen und Überzeugungen. Kognitive Therapieverfahren gehen davon aus, dass die Art und Weise, wie wir denken, bestimmt, wie wir uns fühlen und verhalten und wie wir körperlich reagieren.

Ich vergleiche Psychotherapie diesbezüglich häufig mit Detektivarbeit: warum erlebt genau diese Person Situationen genau so, wie sie sie erlebt? Welche Lernerfahrungen und persönliche Überzeugungen (sogenannte Schemata) führen dazu, dass sie diese Elemente in der Situation genau so gewichtet und wahrnimmt? Als Therapeut hangeln wir uns von Annahme/ Hypothese zur nächsten Annahme/ Hypothese, prüfen diese und bestätigen bzw. widerlegen sie, usw. Dabei bedienen wir uns verschiedener theoretischer Modelle wie auch dem direkten Erleben der Person in spezifischen Situationen. Diese Art der Arbeit ist sowohl spannend als auch anspruchsvoll und verlangt Fingerspitzengefühl.

Mit der kognitiven Verhaltenstherapie haben wir nicht nur wie im Namen schon enthalten 2, sondern prinzipiell 3 Ansatzmöglichkeiten zur Analyse und Veränderung, welche jeweils miteinander verbunden sind und sich zu einem grossen Teil gegenseitig bedingen:

  • die Emotionen
  • die relevanten Kognitionen, und
  • das darauf folgende Verhalten.

Warum Klärungsorientierte Psychotherapie (KOP)?

Die klärungsorientierte Psychotherapie ist eine Therapierichtung, die auf der Grundlage der Gesprächspsychotherapie und der kognitiven Verhaltenstherapie von Rainer Sachse entwickelt wurde. Sie legt besondere Aufmerksamkeit auf die Klärung und Bewusstmachung sowie die Veränderung sogenannter Schemata.

Von der klärungsorientierten Psychotherapie habe ich meine Haltung und Identität als Therapeutin: sie ist, wie in der Gesprächspsychotherapie, von Empathie, Wertschätzung, Akzeptanz und Echtheit geprägt. Wirksame Psychotherapie ist ja sowie so erst möglich, wenn eine vertrauensvolle, aufrichtige und engagierte therapeutische Arbeitsbeziehung zwischen Klienten und Therapeut vorhanden ist. Der Therapeut in der klärungsorientierten Psychotherapie macht sich ein mentales Modell des Klienten und wendet gezielt (ähnlich wie in der kognitiven Verhaltenstherapie) Strategien an, um die therapeutische Beziehung zu steuern und um Klärungsprozesse anzustossen. Geklärt werden müssen sogenannte Schemata: kognitive Muster, die insbesondere Menschen mit chronischen Beschwerden in zwischenmenschlichen Beziehungen automatisiert und unbewusst in hohem Masse steuern. Der Begriff «Persönlichkeitsstörung» fällt in diesem Zusammenhang schnell, wobei hier gleich eines gesagt werden muss: in der KOP sprechen wir von «Spektren» und «stärkeren oder schwächeren Tendenzen», nicht von Diagnosen von sogenannten Persönlichkeitsstörungen, die eigentlich laut Rainer Sachse «Beziehungsstörungen» genannt werden sollten, da sie sich immer im Zwischenmenschlichen als problematisch manifestieren.

Diese zwischenmenschlichen Muster sind einerseits schwer zu durchschauen, anderseits kann sich aber nur, wenn der Therapeut zumindest die stärksten Schemata wahrnimmt und darauf richtig reagiert, eine vertrauensvolle und produktive Beziehung entwickeln. Wichtigstes Ziel der Therapie ist es deswegen zunächst, dem Klienten seine vorher unbewussten und unkontrollierbaren Schemata bewusst zu machen. Er hat dann erst die Möglichkeit, selbständige Gewohnheiten, Überzeugungen, Wünsche etc. in Frage zu stellen, zu korrigieren und neue Erfahrungen an sich heranzulassen.

Die Wissenschaft hat uns vieles gelehrt, unter anderem, wie wir lernen, warum wir bestimmte Erlebnisse erinnern oder nicht, dass es die Neuroplastizität gibt, wie wir Mindsets verändern können, u.v.m. Veränderung von Schemata erfordert immer eine sogenannte kognitive Umstrukturierung im Gehirn. Vereinfacht gesagt: neue neuronale Verknüpfungen werden gebildet und lösen die «alten», weniger hilfreichen oder sogar dysfunktionalen (weil nicht zielführenden, sondern Leid verursachenden) ab. Das ist auch das Prinzip der Veränderung von Schemata: neue, funktionale Schemata bilden heisst neue neuronale Verknüpfungen herstellen in genau der gleichen Situation, in der sonst immer die dysfunktionalen agieren. In KOP werden also die Schemata gezielt aktiviert um sie gezielt zu verändern.

Warum EMDR?

Genau das gleiche Prinzip der kognitiven Umstrukturierung gilt in der EMDR. Die EMDR, Eyes Movement Desensitization and Reprocessing von Francine Shapiro, geht darüber hinaus noch einen wesentlichen Schritt weiter: immer dann, wenn ein negatives Selbstschema in einer emotional hochbelastenden Situation und daher darüber hinaus nachhaltig wirksam entstanden ist (was einer traumatischen Situation gleich kommt), bietet die EMDR ein Verfahren, das diese neuronalen Verknüpfungen gezielt aktiviert, die emotional heftige Erinnerung daran desensibilisiert (heisst: neutralisiert), und das Gehirn sich selbst neu strukturieren/ verknüpfen lässt mit den adaptiven Ressourcen innerhalb des neuronalen Netzes. Dies besagt das Modell der adaptiven Informationsverarbeitung (AIP-Modell). Im AIP-Modell wird die Grundlage für die Störung des Patienten in belastenden Erinnerungen der Vergangenheit gesehen. Zentrale Annahme ist, dass im Gehirn des Menschen grundsätzlich die Möglichkeit angelegt ist, belastende Lebenserfahrung mit Hilfe eines angeborenen Informationsverarbeitungssystems adaptiv zu bearbeiten. Die bilaterale Stimulierung aktiviert also das adaptive Informationsverarbeitungssystem, so dass die Erinnerung nachverarbeitet und werden kann.

Die EMDR ist für mich eine logische Fortführung der KOP für die Fälle, in welchen die Entstehung von negativen Selbstschemata auf Erlebnissen beruht, die subjektiv traumatische Qualität haben (was meiner Meinung nach relativ häufig der Fall ist). Der Wirkmechanismus der EMDR-Therapie liegt in der bilateralen Stimulation mittels bestimmter Augenbewegungen (oder auch akustischer oder taktiler Reize), einer Synchronisation unter den Gehirnhälften bzw. eine innere Reorganisation der dysfunktional wirkenden Traumaerfahrung ermöglicht wird.

Warum Selbsterfahrung und Supervision?

Schon von Beginn meiner Ausbildung zur Psychotherapeutin hat mich eine Frage ständig begleitet: wie kann ich zuverlässig in meiner Rolle als Therapeutin sein, selbst wenn (oder gerade dann) mein Klient meine eigenen «wunden Punkte» oder meine eigene Lebensgeschichte berührt? Speziell in KOP ist dies ja zwingend nötig.

Somit waren und sind Selbsterfahrung und Supervision meine ständigen Wegbegleiter, und ich finde auch, dass das für jede/n Kollegin/en so sein sollte!

Während die Selbsterfahrung klären soll, welche Situation und/ oder welche Klienten bei einem Therapeuten persönlich etwas auslösen, weil es etwas was mit ihm und seiner Geschichte zu tun hat (und er sich dessen bewusst sein sollte/ muss!) oder weil er als Mensch emotional mit dem Klienten mitschwingt, fokussiert die Supervision auf eher technische Aspekte: eine gute Anamnese machen und eine klare Zieldefinition, eine solide Diagnostik und Fallkonzeption, wissen wann welche Intervention und warum, was tun bei Schwierigkeiten, etc.

Selbstverständlich gibt es da eine gewisse Überschneidung, jedoch liegt in der Supervision der Fokus deutlich auf dem «technischen» Wissen, unabhängig von der jeweiligen Person: den Überblick behalten, dem roten Faden folgen, die unterschiedlichen Phasen einer Therapie durchlaufen, etc. während der Fokus der Selbsterfahrung beim Therapeuten als Mensch und Individuum liegt.

Zum einen braucht man als Supervisor genügend eigene Erfahrung im therapeutischen Bereich. Andererseits ist es auch ratsam und sinnvoll, eine Ausbildung zum Supervisor zu absolvieren: Wissen und Erfahrung allein reichen eben nicht immer aus.

Die ASPCo (Association Suisse de Psychothérapie Cognitive) bietet seit einigen Jahren diese Ausbildung an und hat u.a. ein Supervisionsmodell entwickelt, welches ich sehr gelungen und extrem hilfreich finde. Ich bin nicht nur stolze Absolventin dieser Ausbildung, sondern schätze mich extrem privilegiert und glücklich, diesen gelungen Ansatz als Ausbilderin in Supervision der ASPCo an meine interessierten Kolleginnen und Kollegen weiterzugeben.